Wir halten diesen Artikel aktuell. Das letzte Update stammt aus dem Jahr 2023.
Private Banking Anbieter gelten als verschwiegen und diskret. Sie sind sogar so verschwiegen, dass es als Nicht-Kunde kaum möglich ist, herauszufinden, was die Dienstleistungen des Private Bankings kosten. Relativ transparent sind diejenigen Banken, die ihre Wurzeln nicht im Private Banking haben, also zum Beispiel Kantonalbanken oder Raiffeisen. Deren Tarife sind auch für Private-Banking-Dienstleistungen im Internet abrufbar und können bei Bedarf miteinander verglichen werden. Da es oft viele Preisbestandteile gibt, ist allerdings der Aufwand für einen sauberen Preisvergleich nicht zu unterschätzen.
Aber wie sieht es bei den echten Spezialisten des Private Bankings, also Privatbanken und unabhängigen Vermögensverwaltern aus? In diesem Beitrag wollen wir etwas Licht ins Dunkel bringen. Wir beschränken uns dabei auf den Kern des Private Bankings, nämlich die Vermögensberatung und -verwaltung. Die genannten Preise beziehen sich auf Vermögensgrössen im einstelligen Millionenbereich. Je höher das Kundenvermögen, desto grösser natürlich die Verhandlungsmacht gegenüber den Anbietern.
Welches sind die wichtigsten Dienstleistungen, die mit Preisen versehen sind?
- Beratung, Überwachung und Anlagevorschläge
- Vermögensverwaltungsauftrag
- Depotführung
- Transaktionen, also Kauf und Verkauf von Wertpapieren
Beratung, Überwachung und Anlagevorschläge
Diverse Banken kennen inzwischen verschiedene Beratungs-Intensitäten und verlangen dafür unterschiedliche Preise. Es gibt also nicht nur Beratung versus selber entscheiden («Execution only»), sondern auch mehr oder weniger Beratung. Die Beratungspreise reflektieren diese unterschiedlichen Intensitäten. Zusätzlich sind die Beratungspreise abhängig von der Höhe des investierten Vermögens und oft auch von der Risikobereitschaft der Kunden. Dabei ist der Preis bei niedrigen Vermögen und hohen Aktienanteilen jeweils höher. Die Unterschiede sind gewaltig, man findet im Markt Preise zwischen 0.2% und 2%. Es kommt also sehr darauf an, wie intensiv die Beratung und Überwachung sein soll, wie hoch das anzulegende Vermögen ist und welche Anlagestrategie gewählt wird. Ebenso sind die Preise von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich.
In letzter Zeit sind auch «all inclusive» Preismodelle rund um die Beratung aufgekommen. Die Preise beinhalten Beratung, Depotüberwachung und Transaktionen. Der Vorteil für die Kunden ist dabei die Transparenz, denn sie wissen im Vornherein, was sie bezahlen. Auch bei diesen Preismodellen sind die Kosten sehr unterschiedlich, sie bewegen sich zwischen 0.5% und über 2%.
Die unabhängigen Vermögensverwalter haben meistens eine deutlich einfachere und übersichtlichere Preisstruktur als die Privatbanken. Einheitspreise über verschiedene Vermögenshöhen und Anlagestrategien sind häufig anzutreffen. Es gibt allerdings diverse unabhängige Vermögensverwalter, die ausschliesslich Vermögensverwaltung und keine Vermögensberatung anbieten. Ein üblicher Preis für die Beratungsdienste von Vermögensverwaltern liegt bei einem Volumen von 0.5-1 Mio. um 1% herum und sinkt mit zunehmender Vermögensgrösse. «All inclusive» Preismodelle sind bei unabhängigen Vermögensverwaltern nicht üblich, da Depotführung und Abwicklung nicht in der Hand der Vermögensverwalter sind, sondern bei Depotbanken. Kunden von Vermögensverwaltern erhalten bei den Depotbanken Spezialpreise für Depotführung und Transaktionen.
Vermögensverwaltung
Bei der Vermögensverwaltung fällt gegenüber der Beratung ein Preisbestandteil meistens weg: Die Intensität der Beratung und Überwachung. Der Grund dafür ist, dass die Bank oder der Vermögensverwalter die volle Verantwortung für das Depot übernimmt. Bei den Privatbanken sind aber auch hier die Preise zwischen unterschiedlichen Vermögenshöhen und eingegangenen Risiken beträchtlich. Rechnen Sie mit einer Preisspanne zwischen 0.5% für Vermögen um die 10 Mio. und eine konservative Strategie und bis zu 1.5% für tiefere Vermögen und eine aktienlastige Strategie.
Auch hier gilt: Unabhängige Vermögensverwalter haben einfachere Preisstrukturen als Privatbanken. Die Aussagen aus dem Abschnitt «Beratung, Überwachung und Anlagevorschläge» gelten auch für die Vermögensverwaltung. Aufpassen sollte man bei der Höhe der Performance Fees. 10% sind okay, mehr als 20% sind es nicht, wenn man daneben auch noch eine fixe Vermögensverwaltungsgebühr bezahlt. Performance-Fees ohne High-Water-Mark sind unseriös.
Depotführung
Wie oben bereits erwähnt, kann die Depotführung bei Privatbanken in die Beratungs- oder Vermögensverwaltungskosten eingeschlossen werden, wenn man sich für ein «all inclusive» Preismodell entscheidet. Wählt man ein Modell mit Einzelpreisen, kostet die Depotführung im Normalfall zwischen 0.15% und 0.4%. Die Höhe der Kosten ist abhängig von der Depotgrösse und teilweise der Anzahl deponierter Wertpapiere. Die Unterschiede zwischen den Banken sind hier für einmal eher gering.
Wählt man einen unabhängigen Vermögensverwalter als Partner aus, gelten wie oben erwähnt Spezialkonditionen bei der Depotbank. Für Depotführung und Transaktionen muss mit ungefähr 0.4% gerechnet werden.
Transaktionen
Die erstaunlichsten Preisdifferenzen finden sich auch heute noch bei den Transaktionsgebühren. Während Discounter den Markt mit günstigen Einheitspreisen («flat fees») aufgemischt haben, ist in der Welt der Banken nach wie vor eine prozentuale Courtage üblich. Diese ist stark abhängig von der Grösse der Transaktion sowie auch von der Art der gehandelten Wertpapiere. Der Bereich, in dem sich diese Preise üblicherweise bewegen, ist denn auch riesig: Zwischen 0.15% und 1.5%. Die Transaktionskosten können sich beim gleichen Anbieter für das gleiche Wertpapier auf Grund der Auftragsgrösse bis zu einem Faktor 5 unterscheiden. Gross sind auch die Unterschiede zwischen den Anbietern. Entsprechend bestehen hier riesige Einsparmöglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger.
Mindestgebühren
Während Mindestgebühren bei unabhängigen Vermögensverwaltern eher unüblich sind, sind sie bei Privatbanken Standard. Mindestgebühren können für ganz unterschiedliche Leistungen erhoben werden: Beratung, Vermögensverwaltung, Depotführung und sogar Kontoführung. Die Beträge reichen von wenigen tausend bis zu zehntausenden von Franken pro Jahr. Ihre Funktion besteht vor allem darin, kleine Vermögen fernzuhalten. Wer beispielsweise ein Mandat über 2 Millionen zu einem Prozent Vermögensverwaltungsgebühr abschliesst, bezahlt dafür jährlich 20’000 Franken. Eine Mindestgebühr von 15’000 Franken sieht zwar nach viel Geld aus, entfaltet aber keine Wirkung. Wer allerdings im Alter sein Vermögen stetig verbraucht, kann mit der Zeit in den Bereich der Mindestgebühr kommen. Dann ist entweder Kulanz gefragt oder man sollte den Anbieter wechseln.
Auch Privatbanken verzichten heute oft auf eine Mindestgebühr für die Kontoführung. Wer also diese 2’000 bis 3’0000 Franken pro Jahr, die gut und gerne verlangt werden, vermeiden will, kann dies mit mit einem Anbieterwechsel sehr einfach erreichen.
Fazit
Kaum ein Private-Banking-Kunde wählt seinen Anbieter auf Grund eines detaillierten Preisvergleichs aus. Im Private Banking ist der Preis eines von vielen möglichen Entscheidungskriterien. Intransparenz ist grundsätzlich ein Schutz für die Anbieter, denn wer zu viel bezahlt, weiss das meistens nicht. Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen eine Vergleichsgrundlage geben. Aber Vorsicht: Selbst wenn Ihre Preise in den genannten Bandbreiten gut liegen, kann es sein, dass Sie viel mehr bezahlen, als Ihnen bewusst ist. Ein leider häufig angewandter Kniff ist es, relativ günstige Preise auszuweisen, die Kundendepots dann aber mit Produkten zu bestücken, die versteckte Kosten beinhalten.
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