Ab welchem Vermögen lohnt es sich, sein Vermögen auf zwei oder mehr Vermögensverwalter aufzuteilen? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Wie fast immer im Finanzgeschäft gibt es auch auf diese Frage keine einfache Antwort, die für alle stimmt. Aber es gibt konkrete Überlegungen, die Sie in diesem Zusammengang anstellen sollten. In diesem Artikel wollen wir die relevanten Dimensionen der Fragestellung aufzeigen uns Sie dabei unterstützen, die Antwort für sich selbst zu finden.
Ist-Situation
Millionäre in der Schweiz verfügen gemäss LGT Private Banking Report 2018 über durchschnittlich 2.1 Bankbeziehungen, bei denen sie Geld angelegt haben. Gut ein Drittel der Schweizer Millionäre haben ihre Mittel nur bei einer Bank konzentriert. Ein weiteres Drittel verteilt die Anlagen auf zwei Banken und ein knappes Drittel auf drei oder mehr. Es ist anzunehmen, dass die Kunden mit höheren Vermögen auch mehr Bankbeziehungen haben.
Zufriedenheit
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Bank oder Ihrem unabhängigen Vermögensverwalter? Versteht Ihre Beraterin resp. Ihr Berater Ihre Bedürfnisse? Stimmt die Rendite im Vergleich zum vereinbarten Referenzindex und zur Konkurrenz? Verzichtet Ihr Vermögensverwalter darauf, Ihr Depot mit eigenen Produkten zu bestücken? Falls Sie alle diese Fragen mit ja beantworten können, gibt es kaum einen Grund, Ihr Vermögen aufzuteilen. Sie haben mit Ihrem Vermögensverwalter einen guten Griff getan.
Sind Sie hingegen mit einem der obigen Punkte oder sonst einem Punkt bei den Leistungen unzufrieden, lohnt es sich, Ihren Vermögensverwalter herauszufordern, indem Sie einen substanziellen Teil des Vermögens neu platzieren. Damit zeigen Sie klar, dass die Leistungen nicht genügen und Sie werden sehen, dass sich Ihr Vermögensverwalter auf einmal um Sie bemühen wird wie um einen Neukunden.
Kosten
Je mehr Geld Sie bei einem bestimmten Vermögensverwalter anlegen, desto mehr Druck können Sie bei den Preisverhandlungen ausüben. Platzieren Sie statt einer Million fünf Millionen, ermässigen sich sowohl die Vermögensverwaltungsgebühr als auch die Abwicklungskosten (Transaktionen und Depotgebühr) deutlich. Klar, auf den ersten Blick spricht dies gegen eine Aufteilung Ihres Vermögens auf zwei oder mehr Anbieter.
Sehr viele Banken und unabhängige Vermögensverwalter erzielen allerdings Jahr für Jahr schlechte Renditen. Das können gut und gerne 2% und mehr pro Jahr sein, die im Vergleich zur durchschnittlichen Leistung der Marktteilnehmer verloren gehen. Wenn Sie also durch die Aufteilung des Vermögens beim «neuen» Vermögensverwalter etwas mehr bezahlen, aber der für Sie eine deutlich höhere Rendite erzielt, lohnt sich die Aufteilung alleweil. Der bisherige Vermögensverwalter, der weiss, dass er jetzt in Konkurrenz steht, wird sich im Normalfall hüten, Ihnen höhere Gebühren zu verrechnen, da er damit den verbleibenden Goodwill verlieren würde.
Anlagebetrag
Grundsätzlich empfiehlt FinGuide, einen Minimalbetrag von CHF 500’000 bei einem Anbieter nicht zu unterschreiten. Darunter kann eine gute Diversifizierung nur schwer gewährleistet werden, ohne in Anlagefonds auszuweichen. Diese allerdings erhöhen die Kosten in Ihrem Depot und das sollten Sie wenn möglich vermeiden. Eine Aufteilung des Vermögens ist deshalb nur in Betracht zu ziehen, wenn Sie insgesamt über einen Anlagebetrag von mehr als einer Million Franken verfügen. Liegt Ihr Vermögen darunter, gibt es bei Unzufriedenheit nur eine Lösung: Wechseln Sie die Bank oder den unabhängigen Vermögensverwalter.
Ist es sinnvoll ab einem bestimmten Betrag das Vermögen ohnehin aufzuteilen? Unsere Antwort lautet: ja. Wo dieser Betrag liegt, ist Geschmackssache. FinGuide empfiehlt, ab einem Anlagebetrag von ca. CHF 5 Millionen eine Aufteilung grundsätzlich zu prüfen. Der Kostenunterschied ist nicht mehr riesig und wenn die Anbieter wissen, dass sie in Konkurrenz stehen, geben sie sich erfahrungsgemäss einfach mehr Mühe, Sie zufrieden zu stellen.
Gesamtheitliche Beratung
Kunden erwarten von ihrer Bank oder ihrem unabhängigen Vermögensverwalter zurecht eine gesamtheitliche Beratung. Allerdings ist dies nur möglich, wenn – bei verteiltem Vermögen – beide Anbieter genau wissen, welcher Betrag mit welcher Strategie beim anderen Anbieter angelegt ist. Geheimniskrämerei bringt hier nichts, sondern erschwert den Beratern die Arbeit. Legen Sie also offen, wie Sie Ihr Vermögen insgesamt angelegt haben. Es gibt diverse Anbieter, die die Anlagen bei «Konkurrenten» in einen konsolidierten Überblick übernehmen und Ihnen somit Ihre Gesamtsituation klar aufzeigen können.
Sicherheit
Das Thema Sicherheit ist grundsätzlich nur bei Barvermögen relevant, denn diese werden in der Bilanz einer Bank geführt und sind beim Konkurs einer Bank gefährdet. Die Einlagensicherung garantiert CHF 100’000 pro Kunde und Bank. Depotvermögen hingegen sind unabhängig von der Bankbilanz. Deshalb steigern Sie die Sicherheit Ihres Vermögens durch die Verteilung auf zwei oder mehrere Anbieter nicht.
Fazit
Zwei Drittel der Schweizer Private-Banking-Kunden nutzen bereits die Chance, ihr Vermögen auf zwei oder mehr Anbieter aufzuteilen. Dies erhöht die Konkurrenz unter den Anbietern, was wiederum den Kunden zugutekommt. Als Anleger gewinnen Sie mit der Aufteilung des Vermögens an Erfahrung und können die Leistungen besser vergleichen. Dadurch emanzipieren sich Anleger von den «kreativen» Erklärungen schlechter Performances. Die Aufteilung des Vermögens ist auch eine Möglichkeit, einen besseren Anbieter zu finden und dann bei diesem das Vermögen wieder zu konzentrieren, wenn alles stimmt.
Dürfen wir Sie mit unserem kostenlosen Beratungsprozess bei der Auswahl des passenden Vermögensverwalters unterstützen? Mehr Infos finden Sie auf unserer Homepage.